Für einen Wüstenstaat wie Oman mit aridem Klima sind Regentage sehr willkommen. Die Bevölkerung feiert diese mit gegenseitigen “happy rainday” Grüßen und Familienpicknicks am sich stetig füllenden Fluss im Nieselregen sitzend. Das ist mehr als verständlich zumal es in gewissen Regionen im Oman in so manchem Jahr nur 5 Regentage gibt. In den, immer noch besiedelten, Gebirgsregionen in 2000 Meter Seehöhe und darüber sind dann selbst in den Sommermonaten Temperaturen um 15 Grad Celsius tagsüber keine Seltenheit. Idealerweise fallen die herrlich abkühlenden Regentage auf ein Wochenende, man entflieht der Hitze in den Städten und genießt ein paar kühle Tage in den Bergen. Genau das taten wir. Nach etwa 2 1/2 Stunden Fahrzeit von Maskat erreichten wir Al Hamra und das Wadi Ghul wo dann der gebirgige Teil der Fahrstrecke begann: Zunächst entlang einer steilen und kurvigen Asphaltstraße, teilweise unterbrochen von unbefestigten und vom Regen in Schlammstraßen verwandelte Pisten. Eine spannende Anfahrt zur Freude unserer Off-Road Fans. Angekommen am Hochplateau des Jabal Shams (Sonnenberg) war der Jubel groß über den Temperatursturz von 20 Grad und wir bezogen Quartier im kuscheligen Steinchalet des Bergresorts.
Den gesamten nächsten Tag nutzten wir zum “sitting in the rain” und Bergwandern in der seltenen Regenkulisse. Die Natur präsentierte sich reingewaschen in unglaublichen Farbnuancen, verstärkt von der sich fallweise durch die Wolken kämpfenden Sonne. Die frische Regenluft und kühlen Temperaturen waren natürlich ideale Wegbegleiter für die Wanderung, obwohl man sich vor den nassen und sehr rutschigen Felsen in Acht nehmen musste. Ein Stück entlang des Wanderwegs zum Gipfel des Jabal Shams, des Sonnenbergs - aber heute bezeichnenderweise Regenbergs- war unsere erste Etappe. Der Jabal Shams ist mit knapp über 3000 Meter nicht nur der höchste Berg Oman’s sondern der gesamten Arabischen Halbinsel. Unser Ziel war aber nicht der Gipfel, sondern ein vorgelagerter Bergrücken, dessen Kluft Richtung Oman’s Goßen Canyon eine großartige Aussicht zu den tiefabfallenden Schluchten ermöglichte.
Der Rückweg im stärker werdenden Regen erforderte etwas Konzentration, war dadurch aber nicht weniger beeindruckend. Es ging über steiniges Gelände und Felsplatten, über kleinere Wasserläufe und durch spärliche Vegetation bis wir das Hochplateau wieder erreichten.
Unsere Energie reichte aber noch für ein weiteres kleines Abenteuer. Wir kletterten in ein Wadi (Wasserlauf oder Flußtal) hinab, das bei Starkregen den Wasserfall des Grand Canyon speist und wagten an der Felskante wo der Klettersteig endet einen imposanten Blick hinunter.
Eine neuerliche Starkregen Episode zwang uns, das Wadi und diesen magischen Platz zu verlassen. Wieder verzauberten uns die sich durch den Regen ergebenden Farben mit unvergesslichen Landschaftsbildern.
Mit diesen Eindrücken machten wir uns schlußendlich auf den Rückweg nach Maskat und die Ankunft dort ließ uns unmittelbar die angenehm kühlen Temperaturen des Jabal Shams vermissen. Regentage sind im Oman eben gute Tage.
Text: Marion Reschreiter
Photos und Video: Marion Reschreiter
Toller Blog, gratuliere!